Abu Kenneh
SHUUZ: Herr Abu Kenneh, Sie kaufen gebrauchte Textilien und Schuhe. Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
Kenneh: Als 17-jähriger Bürgerkriegsflüchtling aus Liberia habe ich 1991 damit begonnen, als kleiner Straßenhändler meinen Lebensunterhalt mit gebrauchten Textilien und Schuhen in Conakry, der Hauptstadt Guineas, zu verdienen. Die Idee für dieses Geschäft hatte ich daher schon vor neunzehn Jahre. Mit den Jahren habe ich mir ein Startkapital ansparen können, um selber Großhändler zu werden.
SHUUZ: Sie sind als Großhändler in Afrika tätig. In welchem Land bzw. in welchen Ländern sind Sie tätig?
Kenneh: Grundsächlich verkaufe ich die Ware in Guinea (Conakry). Ich habe aber auch Kunden die aus Liberia, Mali und Sierra Leon kommen.
SHUUZ: Was sind das für Menschen, an die Sie die gebrauchten Textilien und Schuhe weiter verkaufen?
Kenneh: Es sind ganz normale kleine Händler, Frauen und Männer, die Ihr tägliches Einkommen durch den Verkauf gebrauchter Textilien und Schuhe verdienen. Arbeit ist in Afrika Mangelware und jeder Job wird angenommen, um Tag für Tag überleben zu können. Diese kleinen Händler sind mir wirklich sehr dankbar, dass ich ihnen gut erhaltene gebrauchte Textilien und Schuhe zu einem angemessenen Preise verkaufen kann. Dieses Geschäft ist für mich teileweise wie eine Entwicklungshilfe, da ich durch meine Tätigkeit viele weitere Arbeitsplätze schaffe und mithelfe, diese zu sichern.
SHUUZ: Wir von Shuuz kümmern uns um das Sammeln gebrauchter und noch gut erhaltener Schuhe. Gibt es in dem Land bzw. den Ländern, in dem/denen Sie die Schuhe weiter verkaufen, eine heimische Schuhindustrie?
Kenneh: Es gibt definitiv keine Schuhindustrie in Guinea oder in den benachbarten Ländern, die ich oben aufgezählt habe. Ich weiß wovon ich rede, da ich diese Länder sehr gut kenne.
SHUUZ: In Deutschland wird immer wieder in den Medien berichtet, dass Second-Hand-Kleidung den Empfängerländern und den dort lebenden Menschen schaden würde. Was sagen Sie zu dieser Aussage?
Kenneh: Afrika ist ein großer Kontinent mit viel Armut. Die Menschen sind froh, wenn sie die Möglichkeit haben, günstig gut erhaltene Second-Hand-Kleidung und Schuhe zu kaufen. Das ist besser, als teuer importierte Ware.
SHUUZ: Was würde passieren, wenn Ihr Empfängerland keine gebrauchten Schuhe mehr erhalten würde? Gibt es Alternativen zu den Second-Hand-Schuhen?
Kenneh: Für Guinea wäre das eine Katastrophe, da die Einkommen dort sehr niedrig sind. Die Alternative wäre nur, neue importierte Ware zu kaufen. Die ist aber in der Regel sehr teuer und kaum jemand kann sich solche Ware leisten.